Skleralschalen nach Keratoplastik
Die spannendsten Fälle sind die, bei denen man sich aus seiner Komfortzone bewegt und neues wagt. Genau so war es auch hier, als die Dame sich bei mir vorstellte. Es ging um die Anpassung von Skleralschalen nach Keratoplastiken. Die Dame hat Verantwortung übernommen und sich neuen Herausforderungen gestellt. Schauen wir mal wie es geworden ist. Viel Spaß beim Lesen!
[su_label]Lesezeit: 3 Minuten[/su_label](geromayer.de » Sklerallinsen » )
Der erste Kontakt
Der erste Kontakt ist für den Patienten als auch für mich sehr wichtig und aufregend.
Wir lernen beide einen neuen Menschen kennen.
Der Kunde/Patient lernt mich kennen. Einen Augenoptiker von dem er sich Hilfe verspricht. Und ich lernen einen Menschen kennen, dem ich vielleicht helfen kann.
Wir haben beide in der Vergangenheit mit Sicherheit ganz unterschiedliche Erfahrungen in dieser Situation gemacht.
Der Patient hat vielleicht schon einen sogenannten Experten kennengelernt, der sich als distanzierter, vielleicht sogar empathieloser Bestimmer herausgestellt hat.
Und ich hatte auch schon Patienten, die mit meiner Art der Hilfe gar nicht zurecht kamen.
Also reden wir über unsere Erfahrungen und wir tauschen unser Wissen aus.
Das Reden ist immens wichtig. So lerne ich die Worte kennen, die Sie für Ihre Augen und Ihre Erkrankungen nutzen. Das sind nämlich Ihre Worte. mein.
Und selbst wenn mir viele Begrifflichkeiten aus der Medizin und Augenoptik geläufig sind, so nutzen Sie doch ganz andere für Ihre eigenen Augen.
Und da wir uns verstehen wollen, gleichen wir zuerst einmal unsere Sprache ab. So kann ich sicher stellen, dass wir beide uns auch verstehen.
Das Ganze macht bei einem Kaffee übrigens am meisten Spaß!
Skleralschalen nach Keratoplastik
Es stellte sich eines Tages im Februar eine Dame bei mir vor mit einer Sehleistung von Visus < 0.4
Das reicht wirklich kaum noch zum Autofahren. Von anderen Arbeiten im Alltag wollen wir da gar nicht sprechen.
Die Dame wurde vor 25 Jahren an beiden Augen operiert. Sie bekam damals auf beiden Augen ein Transplantat von einem Spender. Diese Operation ist eine der größten in der Augenheilkunde. Sie wurde damals noch mittels eines Diamantschneidemessers durchgeführt.
Es kam wirklich auf das Fingerspitzengefühl des Arztes an. Heutzutage wird mit einem Laser geschnitten. Die Präzision ist im Durchschnitt damit höher. Dennoch habe ich auch Keratoplastiken in meiner Zeit an der Uniklinik Frankfurt am Main gesehen, bei denen kein Unterschied zwischen Handarbeit und Laser zu sehen war.
Der Eingriff war notwendig, da die Integrität der Hornhaut stark eingeschränkt war. Durch einen Keratokonus verdünnt sich die Hornhaut.
Die Folge daraus ist, das die Stabilität leidet.
So kommt es im Verlauf dann auch zu Vernarbungen und schlussendlich zu einem Versagen der Hornhaut kommen. Und das wäre alles andere als lustig.
Die Hauptfunktion der Hornhaut besteht darin, transparent zu sein. Durch diese Eigenschaft können wir überhaupt erst sehen.
Die erste Untersuchung
Dank eines Topographen kann ich die Hornhaut und die Keratoplastik der Patienten als 3D Modell darstellen.
So können wir gemeinsam die Lage analysieren und deuten.
Wir saßen also bei einem Kaffee zusammen und sahen uns zusammen die Topographie an.
Dort konnten wir erkenne, dass das Auge 15.0dpt Hornhautverkrümmung aufwies.
Das ist eine ganze Menge!
Hinzu kam noch eine Lipideinlagerung auf dem Linken Auge. Eine ungünstige Situation für weiche und formstabile korneale Linsen.
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Mit kornealen Linsen, also Kontaktlinsen, die auf der empfindlichen Hornhaut aufliegen, hatten wir sowieso abgeschlossen.
Wir hatten beide Bedenken, und dies sah auch die Klinik so, dass durch den mechanischen Druck der Linse ein weiteres Transplantat notwendig sein würde.
Dies geschieht, da wir tausendmal am Tag blinzeln. Es kommt immer wieder zu Bewegungen der Kontaktlinse, und wir waren uns unsicher ob das Transplantat diesem Druck und den Bewegungen noch standhalten könnte.
Eine Skleralschale überbrückt dieses empfindliche Gewebe. Sie kommt auf der Sklera, der Lederhaut des Auges zum Liegen. Dort ist das Gewebe wesentlich strapazierfähiger und vor allem wurde dort nichts transplantiert.
Die Anpassung von Skleralschalen
Dank der Skleralschalen können wir also komplett die empfindliche Hornhaut, die Lipideinlagerung und das Transplantat überbrücken.
Wenn wir beide, ich als Anpasser, und der Patient/Kunde, nun also den Nutzen in der Skleralschale sehen, ist die Motivation da.
Wir können also loslegen.
Zuerst wollen wir nun mittels einer Messlinse die notwendige Scheiteltiefe ermitteln.
Diese Scheiteltiefe beschreibt den Abstand von der Rückseite der Skleralschale zur Vorderfläche der Hornhaut.
Eine typische Scheiteltiefe einer Skleralschale ist 3.75mm.
Doch hier zeigte sich schnell eine Auflage der Skleralschale. Diese Auflage auf dem Transplantat erzeugt Druck und genau davon wollten wir wegkommen.
Bei der Dame haben wir eine Scheiteltiefe von 6.25mm gewählt. Durch diese hohe Scheiteltiefe haben wir eine optimale Überbückung des Transplantats mit der Skleralschale gesichert.
Ach und die Sehleistung? Nun da kamen wir mit der zweiten Skleralschale auf sage und schreibe Visus 0.8 ( 80% ). Das ist überragend! Damit ist ein Alltag problemlos zu bewältigen.
Und Autofahren ist damit ein Kinderspiel! Das macht dann wieder richtig Spaß.
Fazit der Skleralschalen-Anpassung
Solch eine Anpassung erstreckt sich über mehrere Wochen und erfordert viel Geduld seitens der Teilnehmer.
Natürlich möchte der Endverbraucher so schnell es geht, so gut es geht sehen.
Wir befinden uns mit der Anpassung einer Skleralschale in solch einem Fall aber am Ende einer langen Kette.
Hier etwas zu überstürzen, lässt unter Umständen alles schief gehen und im schlimmsten Fall ist eine erneute Operation notwendig.
In diesem Fall hat die Dame extrem viel Geduld bewiesen und wir konnten erfolgreich eine Skleralschale anpassen und sie hat wieder ein sehr gutes Sehen und eine Verbesserung der Qualität Ihres Alltags.
Eine runde Sache.
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